
Am 26. April 2022 warteten 15
Zunftbrüder und 5 Frauen auf Mike Stoll,
um seinen Ausführungen zu "Aufmüpfigen Nonnen und fremden Fötzeln" zuzuhören.
Bei der Helvetia-Statue erzählte uns
Mike, dass das Kleinbasel im Zusammenhang mit dem Bau der Mittleren Brücke 1225
entstand, geplant durch Bischof Heinrich von Thun; er wollte nicht nur ein Fort
errichten, sondern eine Stadt, was ihm statt Unkosten Steuereinnahmen
(Brückenzoll!) und eine Bürgerwehr für die Bewachung der Stadtmauern brachte.
Da infolge der immer wiederkehrenden Streitigkeiten zwischen Frankreich und
Deutschland hier oft die letzte Rheinbrücke Richtung Norden bestand, wurde
Basel zu einer wichtigen Handelsstadt. Bevölkert wurde das Kleinbasel durch
Einwanderer aus ganz Europa, die als Voraussetzung einen Gesellenstatus in
einem Handwerkerberuf haben mussten; der Bischof versprach ihnen dafür das
Bürgerrecht, womit sie zu 'Freien' wurden.
Weiter ging es zur 'Mechelmühle' am
Unteren Rheinweg, die aus dem 14. Jhdt. stammt und bis anfangs 20. Jhdt. in Betrieb
war. Mike teilte uns neben anderem mit, dass das hier tätige Geschlecht der
'Merian' sehr fleissige und dadurch reich gewordene Hugenotten aus dem
französischen Jura waren. Ursprünglich sehr arm, benötigten sie Darlehen,
welche ihnen durch die Nonnenklöster St. Clara und Klingental, dem mit Abstand
reichsten Kloster der Stadt, vergeben wurden.


Nächster Halt war beim 'Kleinen
Klingental', welches die Schlaf- und Wohnräume umfasste; Mike erzählte, dass
das 'Grosse Klingental' die heutige Kaserne und der im Sommer vom Tattoo
belebte Innenhof der ehemalige Kreuzgang des Klosters war. Gegründet wurde das
Kloster durch 12 Dominikanerinnen, welche dem deutschen Hochadel entstammten
und sehr reich waren; einerseits ein Bettelorden, pflegten die Nonnen trotzdem
selber zu entscheiden und genossen auch 'Shoppingtouren'. Der Name stammt vom
Gönner des Nonnenklosters, dem Minnesänger und Ritter Walther von Klingen,
welcher das Kloster als Busse für seinen ausschweifigen Lebenswandel, befohlen
durch König Rudolf von Habsburg, errichten liess.
Weiter ging es ins Klingentalweglein, um
zu sehen, dass der eine Seitentrakt der Kaserne die ursprüngliche Klosterkirche
war. Für die Beichte der Nonnen waren Mönche aus dem Predigerkloster zuständig,
was von den Damen und Herren auch anderweitig genutzt wurde, womit der
Nachwuchs für das Kloster (Mädchen) selber produziert wurde! Die Knaben wurden
als Gesellen den Handwerkern übergeben.
Im Vorbeigehen das alte Zeughaustor als
Eingangsportal betrachtend, ging es ins Klingental, um zu erfahren, dass durch
die Handwerker/-innen hauptsächlich Textilarbeiten (Färben) ausgeübt wurden.
Der Begriff 'Blau machen' kommt daher, dass die Frauen warten mussten, bis die
Tücher durch den Einsatz von Pflanzen oxidierten und sich verfärbten. Und es
wurde erwähnt, dass alle Basler Chemiefirmen ursprünglich als Farbenfabriken
begannen.
Am nächsten Halt ('Bychtiger Hus') erfuhren
wir, dass 'Wenger' ein Kleinbasler Geschlecht ist und die Illustratorin Lisa
Wenger ("Joggeli söll ga Birli schüttle") dort wohnte; ihre beiden Töchter
ehelichten zum einen Hermann Hesse und zum anderen einen Herrn Oppenheim aus
Hamburg, aus deren Ehe Meret Oppenheim entsprang.


An der Ecke Webergasse/Sägergässlein
wies uns Mike auf eine Tafel hin, welche auf den Kupferstecher Matthäus Merian
d. Ä. hinwies, welcher einerseits im 17. Jhdt. die Merian-Bibel, die 1.
gedruckte und illustrierte Bibel der Welt, herausbrachte und andererseits einen
Stadtplan anfertigte, der die Stadt aus der Vogelperspektive zeigte, was
absolut neu war.
Weiter ging es zur Utengasse, wo wir
erfuhren, dass die Greifengasse früher Burgergässli hiess und nicht von grosser
Bedeutung war, da der ganze Verkehr durch die viel wichtigere Rheingasse
verlief. Mit dem Wechsel von Sitz und Namen der Gesellschaft "zum
Baum" vom Haus "zem hinder boum" im Schafgässlein als
Gesellschaft "zum Greifen" an das Burgergässli wechselte auch der
Strassenname zu Greifengasse.


Bevor wir zum Abschluss in der
Fischerstube einkehrten, machte uns Mike noch auf die Rheingasse 23 aufmerksam,
wo Bonifatius Amerbach, Jurist und Buchdrucker, Humanist und Uni-Rektor, etc.,
wohnte; beim Tod von Erasmus von Rotterdam erbte er all dessen Werke und
gründete damit das Amerbach-Kabinett, 1. öffentliches Museum der Welt.
Der Dank geht an dieser Stelle an Paul
und Werner für die Organisation sowie Mike für die sehr interessante Führung, die
viel Neues und Erstaunliches hervorgebracht hat.
(Fotos: Felix
Meyer, Text: Erwin Theiler)
